Porsche Klassik
· 21.03.2024
Plötzlich war da dieses Gefühl. Eine neue Wohnung, eine leere Wand und kein Bild. Dafür eben dieses Gefühl, das Klarheit gab: Das fehlende Bild, sie würde es selbst malen. Also setzte sich Romana Hirschvogl vor die Leinwand und fing an. Allzu viel hatte sie bis dahin nicht mit dem Pinsel gearbeitet, nun malte sie stundenlang, immer weiter, immer mehr. Sie malte, wann immer sie Zeit neben ihrem Job als Hairstylistin fand. Sie malte, mehr als 50 Stunden pro Bild, immer aufs Neue. Bis heute.
Die 37-jährige Autodidaktin aus Schwechat bei Wien hat einen Weg gefunden, ihre Gefühle in Kunst zu ver wandeln. Sie hat Motive gefunden, die ihr Schaffen prägen und für die sie inzwischen bekannt ist: historische Porsche-Modelle und Porträts berühmter Porsche-Protagonisten. Sie erstellt individuelle Werke auf Kundenw unsch und arbeitet an freien Projekten, zum Beispiel für Rennfahrer-Legende Walter Röhrl und Porsche-Werksfahrer Richard Lietz.
„Natürlich bestechen Porsche durch ihre Schönheit. Aber das allein würde nicht reichen. Ein Porsche f ließt. Diese weichen Linien, die begeistern mich“, sagt Romana Hirschvogl. Durch ihren Freund und dessen Leidenschaft für Viertelmeilen-Rennen kam sie zum Motorsport und fand bei Porsche ihre künstlerische Bestimmung. Es sind die stilprägenden Formen, seit Jahrzehnten Inbegriff des Mythos Porsche, die sie fesseln, wenn sie Stunde um Stunde damit verbringt, sie aus allen Blickwinkeln zu betrachten und sie zu verstehen, um sie mit Acr ylfarben auf die Leinwand zu bringen.
Wenn man sie fragt, was es braucht, um einem 964 oder einem 944 gerecht zu werden, spricht sie nicht von Proportionen und technisch-künstlerischen Feinheiten. Was sie antreibt, ist bis heute das Gefühl. „Was ich nicht fühle, kann ich nicht malen“, sagt sie. „Je emotionaler, desto besser.“ Sie packt Trauer oder Wut in Farben auf die Leinwand. Dieser Prozess hilft ihr. „Das Malen gibt mir Energie zurück, es gibt mir einen Schub“, sagt sie und weiß: Am Anfang steht immer die Emotion.
»Ein Porsche fließt. Diese weichen Linien, die begeistern mich«
Vielleicht ist sie auch deshalb bei älteren Porsche-Modellen gelandet. „Hier spüre ich die Seele, hier fühle ich etwas, das mich antreibt. Nur so kann ich malen.“ Und nur dann kann sie den legendären Motiven gerecht werden. Romana Hirschvogl hat kein Problem damit, Wünsche abzulehnen, wenn sie keine Verbindung dazu spürt. In solchen Fällen bleibt die Leinwand leer. Doch sobald das Gefühl stimmt, beginnt die Reise. Die Basis: möglichst viele hochauf lösende Bilder des gew ünschten Motivs.
»Musik läuft immer, wenn ich male«
Weil Emotion und Kreativität für sie untrennbar zusammengehören, begleitet Musik ihr künstlerisches Schaffen. „Die läuft immer, wenn ich male“, sagt sie. „Gerne melancholisch, gerne auch mal in Dauerschleife, wenn es die perfekte Stimmung erzeugt. Es ist zum Beispiel sehr viel von Moby dabei. Aber ich frage auch Freunde gerne nach ihren Playlists, um mich inspirieren zu lassen.“ Aus „Form folgt Funktion“ wird bei ihr „Form folgt Emotion“. Einen großen Teil ihrer Arbeit teilt sie über Instagram (@ohmydeer1401) mit ihren Followern. Die wahre Wirkung ihrer Werke, das bestätigen ihr Menschen immer wieder, spürt man aber nur persönlich, wenn man direkt vor dem Gemälde steht.
Gute Kunst bewegt. Das hat Romana Hirschvogl mehrfach erfahren. Einmal sogar wortwörtlich. Eines ihrer Lieblingsbilder, auf das sie besonders stolz ist, zeigt einen Porsche in der Wüste, der kräftig Sand aufwirbelt. „Es ist ein so dynamisches Bild“, sagt sie. „Insgesamt eine riesige Herausforderung, aber die liebe ich. Je größer die Herausforderung, desto größer ist mein Drang, sie zu meistern.“ Ihr ganz persönlicher Stil: der bewusste und intensive Einsatz von Lichtref lexionen im Bild. „Sie machen alles interessanter, aber sie sind auch anspruchsvoll“, sagt sie. Bei Autos findet sie viele Bereiche, in denen sie sich austoben und ausprobieren kann – beispielsweise Reflexionen und Spiegelungen auf Karosserie oder regennasser Fahrbahn.
Der Kreis ihrer Anhänger, die ihre Kunstwerke auf hängen, wächst stetig. Und ist durchaus prominent. Mit einem Porträt von Walter Röhrl und dessen geliebter Katze überraschte sie den Rallye-Weltmeister und erhielt als Dankeschön eine Videobotschaft. „Das war unglaublich schön, wahnsinnig emotional“, erinnert sich Romana Hirschvogl. Auch Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck freute sich schon über ein Porträt. Die beiden telefonierten ein paar Mal. „Er ist ein großartiger Charakter“, sagt sie.
Bei all dem Erfolg nimmt Romana Hirschvogl sich selbst nicht allzu ernst. „Das machen viele Menschen in meinen Augen schon zur Genüge, gerade auch im künstlerischen Bereich“, sagt sie. Auf Instagram teilt sie nicht nur ihre gelungenen Werke, sondern auch weniger erfolgreiche Prozesse, ihre Zweifel und unperfekte Ergebnisse. „So bin ich eben.“ Das heißt auch: emotional, leidenschaftlich und mutig. Auch bei der Bemalung eines weißen Porsche 944 gab sie ihm ihre ganz eigene gefühlvolle Handschrift. Weil er zu ihren liebsten Porsche-Modellen gehört. „Ein 944 oder 924 in Beige, mit schwarzem Interieur und außergewöhnlichen Sitzbezügen“ – so stellt sie sich ihren ersten eigenen Porsche vor. Irgendwann soll es dann ein 964 Turbo sein.
»Die Malerei öffnet mir ganz neue Türen, gleichzeitig sind die Bilder mein Seelenleben«
Den Porsche 964 des österreichischen Rallye-Fahrers Kris Rosenberger malte sie mit dessen Hund. Es war ein besonderer Auftrag. „Dieses Auto ist eines meiner Traumautos, wenn es um einen Porsche für mich im wahren Leben geht. Aber dafür muss ich noch eine Weile malen“, sagt sie. Wobei von „müssen“ bei Romana Hirschvogl keine Rede sein kann. „Die Malerei öffnet mir ganz neue Türen, gleichzeitig sind die Bilder mein Seelenleben.“ Ein emotionaler Weg als Ziel. Ein Satz, der nicht nur zu ihrer Kunst passt, sondern auch zu ihren favorisierten Motiven aus Zuffenhausen.