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Porsches Designklassiker Pepita-Muster – Muster gültig

Porsche Klassik

 · 02.11.2024

Porsches Designklassiker Pepita-Muster – Muster gültigIMAGE_PHOTOGRAPHER
Ab 1965 war Pepita offiziell als Muster im Ausstattungskatalog für den Porsche 911 verankert. Heute gibt es eine passende Vitra-Kollektion
Die drei Protagonisten der Vitra-Edition (v. l.): der Eames Plastic Side Chair, der Bürostuhl ID Trim L und der Designersessel Petit Repos
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Würde es ein Datenblatt für schlichte Eleganz geben, dann müsste es wohl so lauten: Gleichgratköper K 2/2 bei einer Schär- und Schussfolge von 4 Fäden hell/4 Fäden dunkel oder 6/6 bzw. 8/8. Keine Sorge, Sie befinden sich immer noch bei Porsche Klassik, zugegebenermaßen aber könnte sich mit diesen Angaben auch prima eine Stilkritik in der Vogue unterfüttern lassen. Dahinter verbirgt sich ein Muster, das in der Mode- und der Autowelt ikonisch geworden ist: Pepita heißt das Gewebe mit den hellen und dunklen Farbeffekten. Das ganz kleine Karo hat sich zu einer ziemlich großen Erfolgsgeschichte ausgewachsen. Für Porsche hat es eine tiefe symbolische Bedeutung.

Auch Coco Chanel mag Schwarz-Weiß

Pepita ist als Hingucker im Interieur schon früh Kult und bis heute nie aus der Mode gekommen. Es findet sich schon im ältesten 911-Derivat aus dem Besitz des Porsche Museums, dem Porsche 901 mit der Fahrgestellnummer 57. Außen ist der liebevoll restaurierte Scheunenfund leuchtend rot, innen herrscht eine faszinierende Schwarz-Weiß-Denke: Mehrere Bahnen Pepita schmücken die Sitzbezüge der vorderen Ledersitze. Das auffällige Raster besteht aus kleinen, unregelmäßigen Vierecken, die so angeordnet sind, dass sie ein abstraktes, aber gleichmäßiges Gittermuster bilden.

Mancher kann sich gar nicht daran sattsehen, obwohl bei zu langer, zu intensiver Betrachtung die Augen zu flimmern beginnen. Plötzlich läuft da ein Film ab. Wir sehen Coco Chanel, wie sie in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts das etwas gröbere, für kräftigere Männerbeine gedachte Raster aus quadratischen Farbblöcken namens Hahnentritt in einen eleganten Stoff für Damenkleidung abwandelt. Aus „pied de coq“ wird so das stilbildende „pied de poule“.

Die so revolutionär kreative Französin hat Pepita zwar hoffähig für die Haute Couture gemacht, aber nicht erfunden. Die Webtechnik ist uralt, erste Funde stammen aus der Zeit zwischen 360 und 100 vor Christus. Im 19. Jahrhundert beginnen erst die Lords und dann die Dandys das Muster zu tragen, damals wird es auch getauft – nach dem Künstlernamen der spanischen Tänzerin „Pepita de Oliva“. Mit Christian Dior, der nach dem Zweiten Weltkrieg sein erstes Parfüm mit dem leicht zu interpretierenden Stoffmuster ziert, beginnt der Durchbruch erst richtig. Der französische Modemacher schafft seinen berühmten New Look, mit dem er den Frauen Weiblichkeit und Selbstbewusstsein zurückgeben will. In Deutschland wirkt der Pepita-Hut des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer stilbildend.

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Modebewusste 356-Besitzer bitten Porsche darum, ihre Fahrzeugsitze entsprechend zu beziehen. Vielleicht auch, weil das Muster im Kleinen an die Zielflaggen der Rennstrecke erinnert. Endgültig zur einer Clanfarbe von Porsche wird Pepita dann 1965, als das Muster in den offiziellen Ausstattungskatalog für den 911 rückt. Damit ist der Bezug – im Wortsinn – klar. Auch Türverkleidungen und Kofferräume werden schwarz-weiß kariert ausgekleidet, später gibt es noch die etwas bunteren Kombinationen Schwarz/Weiß/Rot und Schwarz/Braun/Weiß. Klassiker dürfen sich Variationen leisten. Pepita lebt von seiner Wiederholbarkeit und bleibt zeitlos zeitgeistig. Psychologen erklären die ungeheure Anziehungskraft der Muster mit der Freude der Menschen an Symmetrie, Harmonie und Ordnung, die ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit hervorrufen können.

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Bei Porsche kommt der Pepita-Look immer wieder vor, wie beim einmillionsten Elfer aus dem Jahr 2017 oder bei Sondermodellen wie dem 911 Classic Club vom Typ 996 und dem 911 Sport Classic (Typ 992), in Heritage-Editionen oder in der Porsche Exclusive Manufaktur. Bei aller Unruhe überzeugt Pepita auch durch seine Stimmigkeit. Porsches Designchef Michael Mauer erklärt sich die langlebige Faszination klassischer Muster unter Porsche-Fahrern so: „Der Geschmack einer Gesellschaft ist meist geprägt von den Trends bei Mode und Möbeln, das wirkt sich auch auf die Vorlieben bei der Ausstattung der Automobile aus.“ Schon an den Hochschulen für Gestaltung wird der große Zusammenhang gelehrt: Mode kleidet den Körper, Design kleidet den Raum.

Pepita erfüllt alle Voraussetzungen, um einen Porsche im Sonntagsstaat zu präsentieren. Es ist nicht nur stilvoll, sondern lässt sich auch gut mit unterschiedlichen Farben und Stilen kombinieren und bleibt trotzdem ausdrucksstark und individuell. Längst ist das Muster für Porsche nicht nur ein stilistisches Element, sondern Teil der Markenidentität geworden, um klassische Eleganz und sportlichen Anspruch gleichermaßen zu verkörpern.

Einfluss aus Mode- und Interior-Welt

Damit schafft es Pepita aus dem Sportwagen zurück in die Wohn- und Arbeitswelt. Porsche und der renommierte Schweizer Designmöbelhersteller Vitra übertragen seit dem Frühjahr die schlichte Eleganz des Musters und die exzellente Handwerkskunst in eine eigene Kollektion. Für die Porsche Pepita Edition by Vitra sind in einer exklusiven Auflage drei außergewöhnliche Möbelstücke entstanden, die perfekt mit den markanten Schwarz-Weiß-Kontrasten spielen. Komfort und Design, Linienführung und Geschmack werden verwoben.

Für die Berliner Modeprofessorin Valeska Schmidt-Thomsen gehört Pepita zu den „Erinnerungsmustern“. Die markante Grafik erlaubt Zeitreisen bis zurück ins Kinderzimmer der Boomer. Jüngere Generationen wiederum erkennen darin eine gewisse Ähnlichkeit zu den QR-Codes. Tatsächlich haben das Web und das Weben viel miteinander zu tun: Ihre Programmiersprachen bestehen aus Einsern und Nullen. Zwei Zahlen und zwei Farben bloß – aber mit einer maximalen Wirkung. Bitte Platz zu nehmen.